Appell zur Versöhnung
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Benjamin Britten zeitloses Meisterwerk „War Requiem“ feiert am 24. September Premiere in der Oper Graz. Britten widmete das Werk ihm und anderen im Krieg gefallenen Freunden. Er selbst beschrieb die Verwendung von Owens Gedichten voller Abscheu über Zerstörung als einen Kommentar auf die Messe und schuf damit ein Werk, welches zugleich Requiem und Appell zur Versöhnung ist.
Als Benjamin Britten den Auftrag zu einem Werk für die Wiedereinweihung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kathedrale von Coventry erhielt, war er beseelt von der Hoffnung: „Es wird die Menschen anregen, ein wenig nachzudenken.“
Britten wurde am 22. Dezember 1913 in Lowestoft, England, als das jüngste von vier Kindern in eine Zahnarztfamilie hineingeboren. Seine Mutter gab ihm den ersten Klavierunterricht, später studierte er Klavier und Komposition am Royal College of Music in London. Mit Werken wie „Peter Grimes“ oder „A Midsummer Night’s Dream“ schrieb er sich in den Olymp der Komponist:innen des 20. Jahrhunderts.
Als Britten 1960 den Auftrag für das „War Requiem“ erhielt, war dies wenig verwunderlich, denn der britische Komponist war bekennender Pazifist. Seine Haltung entwickelte sich während seiner Zeit in Gresham, einer bürgerlich-liberalen Internatsschule in Nordengland, wo er sich in einem Umfeld vieler politischer und weltanschaulicher Debatten befand. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, ging er in die USA, kehrte jedoch schon 1942 in seine Heimat zurück, wo er in den letzten drei Jahren des Krieges zusammen mit seinem Lebenspartner Peter Pears Liederabende für Soldaten und Ausgebombte gab. Britten und Pears hatten sich 1937 kennengelernt, und ihre Liebesbeziehung währte bis zu Brittens Tod 1976. Beide wurden als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkannt. Britten erklärte vor dem Tribunal: „Ich bin nicht fähig dazu, das Leben eines Menschen zu zerstören, weil in jedem Menschen der Geist Gottes anwesend ist. Ich glaube nicht an Christi Göttlichkeit, aber ich denke, seine Lehre ist tief und seinem Beispiel sollte gefolgt werden.“ Mit diesem Credo schrieb er sein „War Requiem“ als eine Vertonung des lateinischen Messtextes, unterlegt mit Gedichten von Wilfred Owen, der kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges mit nur 25 Jahren fiel. Britten widmete das Werk ihm und anderen im Krieg gefallenen Freunden. Er selbst beschrieb die Verwendung von Owens Gedichten voller Abscheu über Zerstörung als einen Kommentar auf die Messe und schuf damit ein Werk, welches zugleich Requiem und Appell zur Versöhnung ist.
Ab 14. Juni wird die Studiobühne zum Schauplatz für jungen, aufregenden, stilistisch vielfältigen Tanz, denn in sechs kurzen Stücken erarbeiten Mitglieder des Balletts der Oper Graz mit Kolleg:innen zutiefst persönliche Einblicke in ihr Leben, Denken und Fühlen.
Am 14. Juni (ein zweites Mal am 22. Juni) geht Robert Schumanns Komposition „Szenen aus Goethes ‚Faust’“ in einer konzertanten Produktion mit zahlreichen Solist:innen über die Opernbühne. Roland Kluttig steht am Pult der Grazer Philharmoniker.
Mit diesem Konzert erfüllt sich Chefdirigent Roland Kluttig einen Herzenswunsch zum Abschied aus der Oper Graz. Mit den Grazer Philharmonikern und Ensemblemitglied Mareike Jankowski.