Auf den Spuren alter Erzählungen und Volkstraditionen.
Ein Interview von Bernd Krispin mit Anna Brull
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Im „Carmen“-Ballett von Beate Vollack erklingt selbstverständlich viel Musik von Georges Bizet. Hinzu kommen Werke von Emmanuel Chabrier und auch von Manuel de Falla. Letzterer ist mit den „Siete canciones populares españolas“ („Sieben spanische Volkslieder“) vertreten, die von Anna Brull (bzw. von Andżelika Wiśniewska) interpretiert werden. Über die Bedeutung dieser Lieder hat sich Anna Brull mit Dramaturg Bernd Krispin ausgetauscht:
Was macht das Unverwechselbare seiner Musik aus, dass Manuel de Falla auch heute noch zu den wichtigsten spanischen Komponisten zählt?
Anna Brull Ich denke, dass die Verbindung zwischen der Volksmusiktradition Südspaniens und der raffiniertesten europäischen Musiksprache seiner Zeit ihn so unverwechselbar macht.
Um zu seinen eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu kommen, musste Manuel de Falla Spanien verlassen, denn erst in Paris hat er zu sich selbst gefunden. Um sich in politisch angespann ten Zeiten nicht instrumen talisieren zu lassen, musste er nach Argentinien aus wandern. Hat diese Bereit schaft zum Aufbruch, zum Weggehen ihre Spuren in seiner Musik hinterlassen?
Anna Brull So vereinfacht lässt sich das nicht sagen. Dass er Spanien verlassen hat, hat keinen Einfluss auf seine Musiksprache gehabt. Vielmehr wollte er sich in Paris mit den neuesten Strömungen der Musik vertraut machen, wollte sie aus nächster Nähe erleben, da diese Avantgarde damals in Spanien noch nicht zu hören war. Und warum er jetzt wirklich Spanien verlassen hat, um nach Argentinien auszuwandern, ist nicht restlos geklärt. So meine ich, dass die Tatsache, dass er seine Heimat verlassen hat, nicht wirklich Einfluss auf ihn gehabt hat, denn er hat bereits in seiner ersten Phase in Madrid zu seinem klar erkennbaren Stil gefunden.
In den „Siete canciones populares españolas“, in den „Sieben spanischen Volks liedern“, nimmt uns de Falla auf eine Reise durch Spanien und durch die Emo tionen mit. Welche Gefühle schildern diese vokalen Miniaturen? Und in welche Regionen Spaniens geht die musikalische Reise?
Anna Brull Diese Reise durch Spanien hat ihren Beginn, aber auch ihren Endpunkt in Andalusien. Dazwischen geht es nach Murcia, Asturien und Aragón. Jedes Lied hat seine Emotion, sein eigenes Gefühl, was von der für die jeweilige Region typischen Folklore geprägt ist. So hört man im vierten Lied den typischen Rhythmus der „Jota aragonesa“, eines Volkstanzes, zu dem zuweilen auch gesungen wird. In diesem Volkstanz hält sich die Begleitung sparsam zurück, sodass es dem Sänger möglich ist, sich frei zu entfalten und nach seinen eigenen Worten zu suchen. Das Improvisatorische des Tanzes hat seine hörbaren Spuren bei de Falla hinterlassen. Als Kind habe ich die „Jota aragones“ selbst bei Volksfesten erlebt, und dieses Lied ist auch mein Lieblingslied in diesem Zyklus, weil seine Stimmung so positiv ist. Die letzte Nummer wieder um ist vom „Cante jondo“ ge prägt. Die Melismen, die de Falla für die Gesangsstimme schreibt, sind beeinflusst vom charakteristischen Gesangsstil, der den „Cante jondo“ auszeichnet.
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