Eigenständige Anlehnung

Komponist David Philip Hefti im Gespräch

 


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Komponist David Philip Hefti im Gespräch über das Ballett Der Tod und das Mädchen, das am 24. Mai auf die Bühne der Oper Graz Premiere feiert.

 

Der Ballettaufführung von „Der Tod und das Mädchen“ vorangestellt ist eine Choreographie, zu der Sie ein neues Stück komponieren. Was darf das Publikum erwarten: Eine völlig eigenständige Musik, oder ein Werk, das hörbar auf Schubert Bezug nimmt?

Es wird eine eigenständige Musik sein, die sich aber sehr wohl an Schubert anlehnt. Mehrere Motive aus „Der Tod und das Mädchen“ fließen auf struktureller und vor allem atmosphärischer Ebene in mein Stück ein und können deshalb vom Ohr kaum wahrgenommen werden. Dennoch entsteht so ein Beziehungsgeflecht, das permanent im Hintergrund präsent ist. Bei der Arbeit schaut mir Schubert gewissermaßen über die Schultern, was mich aber nicht nur beflügelt …

 

Ihre Musik entsteht explizit für den Tanz. Was ist dabei besonders zu berücksichtigen, um dieser Gattung gerecht zu werden?

Bei der Arbeit an einem neuen Werk habe ich immer die Interpreten – und im aktuellen Fall: die Tänzerinnen und Tänzer – im Kopf. Sie begleiten beziehungsweise führen mich durch meine kompositorische Arbeit, sie inspirieren mich! Ich habe das große Glück, in Beate Vollack eine derart phantasievolle Choreographin zu haben, dass ich auf die Tanzbarkeit meiner Musik gar keine Rücksicht nehmen muss. Natürlich braucht das Ballett immer wieder musikalische Impulse – aber selbst statische Klangflächen wird Beate Vollack meisterhaft und poetisch vertanzen! Wir sind trotzdem im ständigen Austausch, damit ein Bogen über den gesamten Abend entstehen kann.

 

Was ist das Theatralische an der Musik Schuberts, der doch auf dem Gebiet der Oper so glücklos war und der in seinen Liedern wahre Miniaturdramen komponiert hat?

Schuberts Lieder und besonders seine Kammermusik sind oft von einer geradezu opernhaften Dramaturgie geprägt, die bei mir ständig (und immer verschiedene) Bilder hervorruft. Oft empfinde ich seine Kompositionen als Begleitmusik zu einer imaginären Bühnenhandlung, die mich für Momente in ungeahnte und manchmal gar utopisch-heile Welten entführt. Warum seine Musik direkt ins Herz geht, ist letzten Endes unerklärlich und liegt somit zwischen den Tönen.

 

Und welches Werk Schuberts ist Ihnen das allerliebste?

Ganz klar: Das Streichquintett in C-Dur. Da ist alles drin! Es ist eines der wenigen Werke, die ich immer und immer wieder hören kann, ohne mich zu langweilen – im Gegenteil: In diesem Stück entdecke ich selbst in der 100. Aufführung Neues. Aber auch „Der Tod und das Mädchen“ ist in meinen „top five“.

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