Göttlicher Glamour
Im Gespräch mit Regisseurin Magdalena Fuchsberger
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Regisseurin Magdalena Fuchsberger, die erstmals in Graz inszeniert, im Gespräch über die Österreichische Erstaufführung von „Ein Hauch von Venus“, einer Musical Comedy von Kurt Weill und Ogden Nash, die am 17. Dez 2022 Premiere feiert.
„Die Dreigroschenoper“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ sind allgemein bekannt im deutschen Sprachraum. Nicht ganz so bekannt ist die Tatsache, dass Kurt Weill auch am Broadway erfolgreich war. Was macht den Broadway-Komponisten Weill aus?
Kurt Weill musste als Jude in die USA emigrieren. Dort angekommen, hat er mit seiner Frau Lotte Lenya nur noch englisch gesprochen, kein Wort deutsch – er fühlte sich als Amerikaner und wurde auch einer. Europa, allen voran Deutschland, hat Weill lange Zeit die Qualität seiner in Amerika entstandenen Werke abgesprochen; Amerika feierte ihn aber als großen, erfolgreichen Komponisten! Kurt Weill wollte immer für die Menschen vor Ort komponieren und mit dem Zeitgeist sein: Er ist in Jazzlokale gegangen, hat den Straßenmusiker:innen gelauscht … kurz: Er hat das ganze musikalische Kolorit New Yorks aufgesogen und dieses dann in seinen großartigen Kompositionen zum Erklingen gebracht.
„Ein Hauch von Venus“ ist 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, am Broadway uraufgeführt worden. Was ist vom Zeitgeschehen zu spüren?
Kurt Weill und seine Textdichter haben kleinere Statistenrollen wie eine Schweißerin, Soldaten und Matrosen in ihr Stück eingebaut. Generell denke ich aber, dass das Publikum von 1943 am Broadway einfach den Krieg vergessen wollte und sich nach Unterhaltung sehnte. Für unsere Lesart des Stückes aber, Jahre danach, wird das Kriegsjahr 1943 eine Rolle spielen.
Ein Broadway-Musical verlangt aber auch nach großer Opulenz. Was sind die expliziten Broadway-Elemente in „Ein Hauch von Venus“?
Die Musik verspricht Glamour und Show. Sehr bekannte Nummern wie „ Speak Low“ („Sprich leis’“) und „I’m a Stranger Here Myself“ („Ich fühl’ mich fremd in dieser Welt“) stammen aus diesem Stück. Erwähnen muss man aber auch unbedingt die vielen Ballettszenen: große, lange Tanznummern, die für anspruchsvolle Unterhaltung sorgen.
Eine 3000 Jahre alte Statue der Venus wird unvermutet in New York zum Leben erweckt. Wie findet sich die Göttin der Liebe in diesem ungewohnten Ambiente zurecht?
Sie findet sich anfangs nicht gut zurecht! Sie singt: „Ich fühl’ mich fremd in dieser Welt.“ Sie wird nicht als Venus, die Göttin, erkannt und verehrt und befürchtet gar, ihren Zauber und ihre Magie auf andere verloren zu haben.
Warum gelingt es gerade dem Friseur Rodney, die Göttin der Liebe in sich verliebt zu machen?
Da sind zwei Dinge im Spiel. Erstens ist er es, der sie durch das Überstreifen des Rings zum Leben erweckt – im Märchen wäre Rodney also so etwas wie ihr Prinz, der sie befreit. Und zweitens gefällt Venus gerade das Durchschnittliche, fast Farblose an Rodney, nachdem sie sonst immer nur mit großen Helden liiert war.
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