Mehr als „Die Moldau“
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In seiner berühmtesten Tondichtung beschreibt Bedřich Smetana (1824–1884), wie sich die kalte und die warme Moldau zu einem Bächlein vereinen und zu einem Flusse anschwellen. Durch Fluren und Wälder und an einer Bauernhochzeit vorbei rauscht die Moldau, an deren Ufer bei Mondenschein die Nymphen ihren nächtlichen Reigen tanzen. Vorbei an Burgen und Ruinen strömt der Fluss, bis er in Prag breit am Vyšehrad vorbeigleitet, um schließlich in weiter Ferne in die Elbe zu münden. Doch so eindrucksvoll Smetana im Orchesterwogen das Kräuseln der Wellen, das Glitzern der Sonne auf den Schaumkronen auch eingefangen hat – „Die Moldau“ ist nur ein Teil des sechsteiligen Zyklus „Mein Vaterland“, in welchem sich Smetanas unverwechselbarer Zugang zur Programmmusik manifestiert. Smetana ist mehr als nur „Die Moldau“, mehr aber auch als „Die verkaufte Braut“, denn sein Wirken im tschechischen Musikleben des 19. Jahrhunderts umfasst neben seiner pädagogischen Tätigkeit, die vornehmlich dem Zwecke der Existenzsicherung dient, auch musikorganisatorische Tätigkeiten. Sein Ziel ist es, seine eigenen künstlerischen Ansprüche mit einer genuin tschechischen Musikkultur, die Teil einer modernen europäischen Musikentwicklung sein sollte, zu verbinden. Smetanas kompositorisches Schaffen umfasst die Gattungen Oper, Orchesterwerk, Kammermusik, Klaviermusik und Chorwerk. Während die Klavierwerke seiner ersten Schaffensperiode noch vom Suchen nach der eigenen Position zeugen, reflektieren die Werke der fünfziger und sechziger Jahre seine Begeisterung für das Virtuosentum von Franz Liszt und lassen im Zyklus „Böhmische Tänze“ Smetana seinen Höhepunkt in der Klaviermusik finden. Seiner Kammermusik kommt, aufgrund ihres oftmals intimen Charakters, eine Ausnahmestellung zu, und sie ist aus konkreten biographischen Ereignissen erwachsen. So verweist der Untertitel „Aus meinem Leben“ des Quartetts in e-Moll (1876) deutlich auf den Inhalt des Werks, wie der Komponist selbst schreibt: „Bei mir ergibt sich die Form jeder Komposition naturgemäß aus dem Gegenstand selbst. Auch dieses Quartett hat sich selbst die Form gegeben, die es hat. Was ich beabsichtigte, war, den Verlauf meines Lebens in Tönen zu schildern.“ Und wie grausam das Leben mit ihm verfährt, ist just in der Coda des Finalsatzes dieses Quartetts unüberhörbar, denn das ausgehaltene viergestrichene e symbolisiert das Eintreten der Taubheit, die Smetana ab dem Herbst 1874 peinigt.
Als Smetana ab den sechziger Jahren im Prager Musikleben zu wirken beginnt, verlagert sich sein Schaffensschwerpunkt naturgemäß auf die Oper, die als musikalisch und gesellschaftlich repräsentativste Gattung einer sich neu formierenden Nationalkultur gilt. So kreisen die Themen seiner Opern um historische Stoffe, wie beispielsweise in seinem Erstlingswerk „Die Brandenburger in Böhmen“, in „Dalibor“ und auch in „Libussa“, die absichtsvoll für außerordentliche und feierliche Momente im Leben der tschechischen Nation bestimmt ist. So wird die Geschichte von der legendenumrankten Fürstin Libussa und der Entstehung des tschechischen Herrschergeschlechts der Přemysliden zur Einweihung des Prager Nationaltheaters am Ufer der Moldau gegeben. Für das tschechische Publikum hat das Werk nichts von seinem Nimbus des Besonderen verloren, denn auch heute noch lauscht es dem Schlussgesang der Titelheldin im Stehen. Von seiner heiteren Seite zeigt sich Smetana in der Konversationsoper „Zwei Witwen“ oder in „Der Kuss“, aber gewiss am charmantesten in „Die verkaufte Braut“ (1863–1866).
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