Von Dessau an den Broadway
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„Ein Hauch von Venus“, eine Musical Comedy von Kurt Weill und Ogden Nash, feiert am 17. Dez 2022 Premiere.
Kurt Weill kommt am 2. März 1900 in Dessau als Sohn eines Kantors zur Welt, der seine musikalische Begabung erkennt und maßgeblich fördert. In jungen Jahren geht Weill nach Berlin, um dort bei Engelbert Humperdinck und Ferruccio Busoni zu studieren. Vor allem letzterer prägt sein Verständnis für das Musiktheater, und von entscheidender Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht, dessen Text zu „Die Dreigroschenoper“ (1928) maßgeblich am Erfolg beteiligt ist, dessen Libretto zu „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (1930) aber zu einem inszenierten Uraufführungsskandal führt. Dem Nationalsozialismus entkommt Weill durch seine Flucht nach Paris, wo „Die sieben Todsünden“ 1933 uraufgeführt werden. 1935 emigrieren Weill und seine Partnerin Lotte Lenya in die USA, und dort findet Weill am Broadway Arbeitsbedingungen vor, die seine stilistische Bandbreite, sein innovatives Potenzial voll zur Geltung kommen lassen. Ende der 1940er Jahre erinnert er sich rückblickend:
„Einige Wochen nach meiner Ankunft in New York wusste ich, dass ich einen idealen Ort für einen Theaterkomponisten gefunden hatte und dass ich hier in der Lage sein würde, meine Arbeit in Richtung einer neuen Form musikalischen Theaters fortzusetzen, die ich in Europa begonnen hatte. Ich fand am Broadway ein Publikum, das ebenso empfänglich und gefühlsfähig für Musik war wie jedes europäische Publikum. Ich fand einen Reichtum an jungen sängerischen und schauspielerischen Talenten mit Ambition und Enthusiasmus. Und ich fand in der amerikanischen Musical Comedy eine hochentwickelte, erfolgreiche Form musikalischen Theaters, die in jeder Richtung entwicklungsfähig war.“
In Broadwayproduktionen wie „Johnny Johnson“ (1936), „Knickerbocker Holiday“ (1938) oder „Lady in the Dark“ (1941) behauptet sich Weill deswegen so erfolgreich in diesem neuen Theaterumfeld, weil er für die einzelnen Elemente einer Broadway-Show stets die Zusammenarbeit mit Spitzenkräften sucht. Ihm schwebt kein Gesamtkunstwerk eines einzelnen Künstlers vor, sondern die ideale Ergänzung von Musik, Songtext und Dialog, Bühne, Kostüm und Choreographie. Anders als sonst am Broadway üblich, instrumentiert er seine Musicals selbst. Den Höhepunkt seiner Broadwaykarriere erreicht er 1943 mit „One Touch of Venus“ („Ein Hauch von Venus“), und der akribische Schaffensprozess hat sich bezahlt gemacht, wie er seinen Eltern stolz berichten kann: „Es hat 1½ Jahre unaufhörlicher Arbeit gebraucht, um ,One Touch of Venus‘ auf die Beine zu bringen, 1½ Jahre voll von Aufregungen, Enttäuschungen, Intrigen und harter Arbeit. Goethe hat Recht gehabt, wenn er gesagt hat: ,Genie ist Fleiß.‘“
Die Uraufführungsproduktion macht Mary Martin zum Musicalstar, und der Song „Speak Low“ nimmt wochenlang Spitzenplätze in den Charts ein. Die erste Einspielung (mit Guy Lombardo) wird über 200.000 Mal verkauft; mittlerweile gibt es knapp 400 verschiedene Aufnahmen. Wer Erfolg hat, trifft allerdings auch auf Neid und Unverständnis: Jener Generation von zum Exodus gezwungenen Komponisten, die in den USA nicht an ihre europäischen Erfolge anschließen können, ist Weills Broadwaykarriere suspekt. Und da Weill bereits am 3. April 1950 an Herzversagen stirbt, hat er keine Gelegenheit, im Nachkriegsdeutschland auch nur den Versuch zu starten, die Ergebnisse seine amerikanischen Schaffensperiode vorzustellen, sodass hier seine Broadwayerfolge schlichtweg nicht bekannt sind. So ist es hoch an der Zeit, „Ein Hauch von Venus“ endlich auch in Österreich zu präsentieren!
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