Clivia
Operette in drei Akten
Libretto von Charles Amberg & F. Maregg
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Empfohlen ab 13 Jahren
Content
Um die Bodenschätze der südamerikanischen Republik Boliguay uneingeschränkt nutzen zu können, gewährt der amerikanische Geschäftsmann H. W. Potterton großzügigen Kredit und will in der Bananenrepublik eine willfährige Marionettenregierung installieren. Damit er mit seinen Helfershelfern über die Grenze gelangen kann, überredet er den Filmstar Clivia Gray, eine Scheinehe mit einem Boliguayaner einzugehen. Rasch ist im attraktiven Gaucho Juan Damigo ein heiratswilliger Gemahl für Clivia gefunden. Pottertons Umsturzpläne scheitern allerdings, denn Juan Damigo ist niemand anderer als Olivero, der Präsident Boliguays. Clivia, die sich unwissend in Pottertons Machenschaften verstrickt hat, lässt vom schnöden Schein ab, denn ihre Liebe zu Olivero ist wahrhaftig.
Mit der Uraufführung von „Clivia“ am 23. Dezember 1933 in Berlin gelingt es Nico Dostal, in die allererste Reihe der gefeierten Operettenkomponisten vorzurücken, was in der „B. Z.“ folgendermaßen bejubelt wurde: „Tangomelodien singen, wundervoll dezent wird gejazzt, Holzbläser flirren dazwischen, süße Lyrik schmachtet, bis ein wilder Trubel in der Musik alles hinwegfegt und sich die Beifallssalven auf offener Szene nur so jagen.“ Frank Hilbrich, Volker Thiele und Gabriele Rupprecht, die hierorts zuletzt mit der Wiederentdeckung der „Königskinder“ von Engelbert Humperdinck erfolgreich waren, bringen „Clivia“ nach mehr als 70 Jahren zurück auf die Grazer Opernbühne. Unter der Leitung von Marius Burkert wird Sieglinde Feldhofer zur Film- und Operettendiva, und der Präsident ihres Herzens ist das neue Ensemblemitglied Matthias Koziorowski.
Ohren auf! Regisseur Frank Hilbrich und Dramaturg Bernd Krispin im Gespräch über die Operette „Clivia“, erstellt von Lukas Mimlich
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„[…]Während der Ouvertüre verwandelt sich der eiserne Vorhang in eine Kinoleinwand und zeigt die Filmaufnahmen, die von dem Western bereits „im Kasten“ sind. (Dass die Crew der Grazer Oper,allen voran Sieglinde Feldhofer, viel Spaß an den Filmaufnahmen hatte, das sieht man!) DerBühnenbildner Volker Thiele stellt später eine meterhohe Mauer auf die Bühne, die Boliguay vorAusländern abschirmen soll. (Von so einer Mauer konnte Donald Trump nur träumen!) Das Palast-Hotel in Boliguay ist durch raffiniert drapierte Vorhänge angedeutet, die gleichzeitig genügend Bewegungsfreiheit für die Darsteller bieten. Die prächtigen Kostüme sind von GabrieleRupprecht. […] Sieglinde Feldhofer hat mit der Clivia eine neue Traumrolle gefunden, in der sie hinreißend und charmant, glamourös und leidenschaftlich liebend sein darf, einen großen Filmstar mimen darf und am Schluss doch auf alles zugunsten der Liebe verzichtet, denn natürlich hat sie sich unsterblich in den anfangs ihr aufgezwungenen Ehemann verliebt. Stimmlich kann sie wie immer aus dem Vollen schöpfen. Den Schlager „Man spricht heute nur noch von Clivia!“ wird man lange Zeit jetzt nur noch mit ihr assoziieren. Als Juan Damigo alias Juan Olivero debütiert der deutsche Tenor Matthias Koziorowski an der Grazer Oper, an der auf ihn in der nächsten Zeit schöne Aufgabenwarten (wie z.B. der Räuberhauptmann Babinsky in Weinbergers „Schwanda, derDudelsackpfeifer“). Großgewachsen, gut aussehend und mit einem schmelzreichen Tenor, derüber strahlende Höhen verfügt, ausgestattet, eignet er sich ganz ausgezeichnet auch für die Operette. Und dann passierte es bereits beim ersten Auftritt: die Achillessehne riss … Ich will mir gar nicht vorstellen, unter welchen Schmerzen er bis zur Pause tapfer weitersang und sich humpelnd irgendwie über die Bühne schleppte. Nach der Pause kündigte die Intendantin Nora Schmid an, dass sich der Tenor bereit erklärt hat die Vorstellung zu Ende zu singen, allerdings würde im 2. Teil der Regieassistent Florian Kutej spielen und tanzen (während sich der Sänger, auf einen Stock gestützt, entweder neben dem Darsteller oder auf der Seite befand). Anna Brull durfte als Anführerin der Amazonenarmee nicht nur eine strenge Domina sein, sie durfte auch noch (gemeinsam mit dem Tenor) in ihrer Muttersprache Spanisch sprechen. Ivan Oreščanin durfte mit blonder Perücke als Sensationsreporter über die Bühne fegen und sieht auch in Frauenkleidern gut aus. Markus Butter durfte als H. W. Potterton einmal so einen richtigunsympathischen Typen darstellen. Ja, und dann verirrte sich noch ein waschechter Wiener nach Boliguay. Bereits bei der Grazer Erstaufführung hatte man die komische Figur des Berliners Gustav Kasulke eingewienert. Nun irrt der wirklich komische Gerald Pichowetz aus Kaisermühlendurch Boliguay und will Mr. Potterton das Patent für seine Erfindung (eine Schlafmaschine!)andrehen. Die Lacher sind ihm dafür gewiss. Martin Fournier in mehreren Rollen, sowie vieleSolisten aus dem Chor sind in kleineren Partien (köstlich:
Markus Murke, Daniel Käsmann und Richard Jähnig als „Herren im Domino“) mit viel Spielfreude bei der Sache. Der Chor und das Ballett der Grazer Oper tragen ebenso zum großen Erfolg des Abends bei wie die Grazer Philharmoniker, die unter dem Dirigenten
Marius Burkert mal so richtig swingen durften. Am Ende wurden alle Beteiligten gebühren gefeiert. Der Jubel konzentrierte sich natürlich auf die wundervolle Sieglinde Feldhofer und ganz besonders herzlich auf die beiden Juans: Matthias Koziorowski und Florian Kutej. Möge sich der Tenor bald von seiner Verletzung erholen und wieder uneingeschränkt auf der Bühne stehen.“ (Walter Nowotny im Onlinemerker)
“ […] Die Grazer Philharmoniker unter Marius Burkert sind die Stars der Grazer „Clivia“. Akkurater, schöner und geschmeidiger kann nicht musiziert werden.“ (Markus Spiegel im Kurier)
“ […] Vergnügliche Momente beschert Gerald Pichowetz als Gast aus Kaisermühlen in südlichen Gefilden. Sieglinde Feldhofer darf Hollywood-Diva und von Amor getroffene Titelfigur sein, […]. Herausragend – stimmlich und mit darstellerischem Witz: Ivan Oreščanin als rasender Reporter ohne Grenzen.“ (Christian Ude für Kleine Zeitung)
“ […] Der richtige Operettenschwung kommt aus dem Orchestergraben, wo die Grazer Philharmoniker unter Marius Burkert sich auch als famoses Tanzorchester erweisen, sowie vom Chor und vom Ballett (Beate Vollack).“ (Michaela Reichart, Kronen Zeitung)
„[…]Das größte Vergnügen in Boliguay schien an diesem Abend der Chor zu haben, der nicht nur stimmlich viel Schönes bot, sondern auch begeistert die Choreographie von Beate Vollack umsetzte. Eine exzellente Leistung kam an diesem Premierenabend aus dem Orchestergraben, denn in Dostals Musik treffen klassisch schmachtender Operettensound und jazzige Passagen aufeinander, für spanisches bzw. südamerikanisches Flair sorgen Tango und Paso Doble und die Kombination von Walzer und Kastagnetten ist ein gekonnter Stilmix. Unter der Leitung von Marius Burkert hatten die Grazer Philharmoniker hörbar Spaß an der Partitur, in den Momenten des süßlichen Kitschs schmachtete das Orchester was das Zeug hielt, nur um kurz darauf wieder leichtfüßig durch Swingelemente zu tanzen.“ (Isabella Steppan für bachtrack)