Der Zwerg |
Der Gefangene
Ein tragisches Märchen in einem Akt
Text von Georg C. Klaren, frei nach
Oscar Wildes „Der Geburtstag der Infantin“
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Prolog und Oper von Luigi Dallapiccola
Text vom Komponisten, nach „La Torture par
l’espérance“ von Auguste de Villiers de
L’Isle-Adam und „La Légende d’Ulenspiegel et
de Lamme Goedzak“ von Charles de Coster
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Content
Am spanischen Königshof wird der achtzehnte Geburtstag von Prinzessin Clara pompös gefeiert. Aus aller Welt treffen wertvolle Geschenke ein: Vom Papst erhält sie eine goldene Rose mit Dornen aus Edelstein, vom König ein Kostüm aus tausend Perlen und vom Kaiser zwei prächtige Pferde. Doch das aufregendste Geschenk ist zugleich das hässlichste, ein Zwerg, der sich selbst als einen strahlenden Ritter sieht und nichts von seinem Äußeren weiß, hat er sich doch noch nie im Spiegel gesehen. Als er die Prinzessin erblickt, verliebt er sich leidenschaftlich in sie. Nicht ahnend, dass er für sie nicht mehr als ein Spielzeug ist, träumt er von einer gemeinsamen Zukunft. Clara treibt das Spiel von Selbst und Fremdwahrnehmung weiter und jagt den Zwerg so Schritt für Schritt in die tödliche Selbsterkenntnis: Er erblickt sich im Spiegel und bricht tot zusammen.
Zemlinskys Musik changiert zwischen der kalten, oberflächlichen, zugleich einsamen Welt der Prinzessin und der poetischen, sinnlichen Welt des hässlichen Zwerges: Was ist echte Schönheit? Nach der Uraufführung 1922 in Köln wurde „Der Zwerg“ zur erfolgreichsten Zemlinsky-Oper der 1920er Jahre. In Graz ist „Der Zwerg“ zum ersten Mal zu erleben.
Knapp 30 Jahre später feiert Luigi Dallapiccolas Einakter „Der Gefangene“ Premiere und begeistert Kritiker und Zuhörer gleichermaßen. Anders als der Zwerg, der innerhalb einer großen Festgesellschaft als Unwissender ausgeschlossen ist, ist der Gefangene physisch isoliert, alleine im Kerker. Verurteilt von der spanischen Inquisition weiß der Gefangene, dass er sterben wird, und hofft dennoch bis zuletzt auf Rettung. Als der Kerkermeister ihm die Verliestür offen lässt, scheint die Freiheit zum Greifen nah … Die Klangfarben Dallapiccolas, der in Graz entscheidende Impulse für seine Entwicklung als Komponist erfuhr, führen uns durch die Dunkelheiten der menschlichen Seele, lassen uns mit dem Gefangenen hoffen, bis wir schließlich die Hitze des Scheiterhaufens spüren und erkennen, dass die Hoffnung die schlimmste Folter von allen ist.
„Dirk Kaftan leitet seine letzte Premiere als Chefdirigent der Grazer Oper kontrastreich und gleichzeitig äußerst präzise. Er fordert, drängt und animiert die Grazer Philharmoniker, welche die anspruchsvollen Partituren mit Bravour meistern. […] Tatjana Miyus gestaltet die Infantin kultiviert, wohlklingend, vernachlässigt aber die Entwicklung des Charakters; umso mehr realisiert man bei Aleš Briscein als Zwerg seine entsetzliche Erkenntnis über die eigene Hässlichkeit: Die reine, unverfälschte Stimme wandelt sich in eine Hysterie der Verzweiflung. Wilfried Zelinka liebt dämonische Rollen – den Don Estoban bot er mit Überzeugung sängerisch und darstellerisch dar. Markus Butters Spiel war zwar etwas statisch, er überzeugte aber stimmlich als Protagonist im Gefangenen; ihm stand mit charakteristischem variablen Tenor Manuel von Senden zur Seite. Aile Asszonyis kraftvolle Stimme überzeugte schon als Oberaufseherin im Zwerg, ihr Leiden als Mutter des Gefangenen fiel facettenreich und differenziert aus.“
(ÖMZ)
„Gewagt gewonnen; Mit „Der Zwerg“ von Alexander Zemlinsky und „Der Gefangene“ von Luigi Dallapiccola schnürt die Oper Graz einen so ungewöhnlichen wie berührenden Doppelpack.“
(Kleine Zeitung)
„Zwei selten gespielte Einakter wurden vom Leading-Team Dirk Kaftan (Musikalische Leitung) – Paul Esterhazy (Inszenierung) – Mathis Neidhardt (Bühne & Kostüme) – Stefan Bolliger (Licht) – Marlene Hahn (Dramaturgie) eindrucksvoll und überzeugend miteinander verbunden. […] Die beiden Einakter gemeinsam an einem Abend zu zeigen, ist also durchaus schlüssig und insgesamt gelang der Oper Graz ein spannungsvoller Abend.“ (Der Opernfreund)
„Das Drama steuert unweigerlich auf die Katastrophe zu. Zemlinskys spätromantische Musik mit etlichen Brüchen und Aufwühlungen ist die zitternde Kompassnadel dorthin, eine tönende Traumdeutung des nahenden Albtraums für den Zwerg, dem der Tscheche Aleš Briscein mit metallischem Tenor mehr und mehr Profil verleiht. Wilfried Zelinka überzeugt als herrischer Zeremonienmeister Don Esteoban. Tatjana Miyus zeigt einmal mehr ihre stimmlichen Stärken […] Und der Wiener Paul Esterhazy setzt in seiner detailreichen Inszenierung bewusst Frage- statt Ausrufezeichen.“ (Kleine Zeitung)
„Immer wieder fällt das Grazer Opernhaus positiv damit auf, dass hörenswerte und interessante Opernraritäten auf den Spielplan gesetzt werden. […] Die schwierige Partie des Zwerges singt Ales Briscein mit hellem, kraftvollen, höhensicheren. Tatjana Miyus ist die klar singende Infantin. […] Ihre Lieblingszofe Ghita wird von Aile Asszonyi stimmgewaltig gesungen. Diese singt auch die leidende Mutter des Gefangenen. Wilfried Zelinka singt profund den Haushofmeister. Markus Butter ist der isolierte Gefangene, den er mit dunkel gefärbtem Bariton sehr emotional punkten kann. […] Am Pult der Grazer Philharmoniker steht Dirk Kaftan, der scheidende Chefdirigent, der die spätromantische Musik von Zemlinksy, das Geflecht der Themen und Harmonien mit vielen Details und Farben zum Glitzern und Leuchten bringt, wie auch die expressive, durchbrochene Zwölftonmusik von Dallapiccola, vermischt mit tröstlicher Tonalität von Fernchören als Symbol des Glaubens, spannend erklingen lässt. Großer Jubel im Publikum…“ (Orpheus)
„Seine gemäßigte Zwölftonmusik, durchwirkt etwa mit trostschimmernden Chorälen, ist hier die Klang gewordene Utopie der Freiheit, die im Gefangenen keimt – Markus Butter gibt diesen, auch darstellerisch, sehr beeindruckendend. Die Estin Aile Asszonyi, schon im „Zwerg“ im Einsatz, liefert als dessen verzweifelte Mutter ein kraftvolles Hausdebüt. Und Manuel von Senden ist auch als Wächter/Inquisitor wieder Hausgarant für klare Präsenz.“ (Kleine Zeitung)
„Die überwältigende Schönheit von Zemlinskys farbintensiver, harmonisch ungemein reicher Musik kommt ideal zur Geltung. […] Kaftan legt diese traditionelle Gestik der Musik vorbildlich frei, und steigerte die Intensität, etwa in der von Manuel von Senden hinreißend interpretierten Arie des Kerkermeisters, zur Weißglut. Aleš Brisceins charaktervoller Metall-Tenor (als Zwerg), Markus Butters düsterer Gefangener, Wilfried Zelinkas gemeiner Don Estoban, Tatjana Miyusˈ leichtfertige Infantin und Aile Asszonyis leuchtkräftiger Mutter gehören zu einem rundum gut zusammengestellten Ensemble.“ (Kronenzeitung)
„Die überwältigende Schönheit von Zemlinskys farbintensiver, harmonisch ungemein reicher Musik kommt ideal zur Geltung. […] Kaftan legt diese traditionelle Gestik der Musik vorbildlich frei, und steigerte die Intensität, etwa in der von Manuel von Senden hinreißend interpretierten Arie des Kerkermeisters, zur Weißglut. Aleš Brisceins charaktervoller Metall-Tenor (als Zwerg), Markus Butters düsterer Gefangener, Wilfried Zelinkas gemeiner Don Estoban, Tatjana Miyusˈ leichtfertige Infantin und Aile Asszonyis leuchtkräftiger Mutter gehören zu einem rundum gut zusammengestellten Ensemble.“ (Kronenzeitung)
„Angesichts ihres inneren Fluchtpunktes im zynischen Missbrauch von Herrschaft ist es eigentlich verwunderlich, dass die beiden Einakter nur selten zusammengestellt werden […] Das Grazer Opernhaus, das in dieser Saison schon einen beachtlichen Tristan in einer Inszenierung von Verena Stoiber gestemmt hatte, wagte sich nun an die seltene Kombination der Stücke Zemlinskys und Dallapiccolas […]“ (FAZ)
„Die schwere Partie des Zwerges singt Ales Briscein mit hellem, durchschlagskräftigem Tenor und perfekten Spitzentönen. Tatjana Miyus ist die klar singende Infantin. Ihre Lieblingszofe Ghita wird von Aile Asszonyi stimmgewaltig gesungen. Diese singt auch die leidende Mutter des Gefangenen. Wilfried Zelinka singt profund den Haushofmeister. Markus Butter ist ein sehr emotionaler Gefangener. Manuel von Senden ist ein intensiver Kerkermeister und Großinquisitor. Auch die kleineren Partien sind mit hoher Qualität zu erleben. Am Pult der Grazer Philharmoniker steht Dirk Kaftan, der scheidende Chefdirigent, der die spätromantische Musik von Zemlinksy, das Geflecht der Themen und Harmonien mit vielen Details und Farben zum Glitzern und Leuchten bringt, wie auch die expressive, durchbrochene Zwölftonmusik von Dallapiccola, vermischt mit tröstlicher Tonalität von Fernchören als Symbol des Glaubens, spannend erklingen lässt.“ (Der Kurier)
„Dirk Kaftan, der scheidende Chefdirigent des Grazer Opernhauses und künftige Bonner GMD, arbeitete diese Unterschiede wunderbar heraus. Geradezu narkotisierende Klänge lässt er in den Liebesbeschwörungen von Zemlinskys Zwerg erblühen, hält dabei das Grazer Philharmonische Orchester jedoch stets im Zaum, so dass die Sänger – allen voran Tatjana Miyus und Aleš Briscein als Zwerg – meist klar vernehmbar sind. Kantig und schroff tönen hingegen schon die ersten Takte von Dallapiccolas »Il prigioniero«, der trotz aller Komplexität durch den von Kaftan erzeugten organischen Fluss nie angestrengt wirkt.“ (FAZ)
„Ein musikalisch spannungsvoller Abend voller großartiger Sängerinnen und Sänger. Kommen
Sie nach Graz in die Oper.“ (Der Neue Merker)
„Man lässt sich spürbar ein auf die Erzählungen der Regie (Paul Esterhazy), die in den nicht nur klangsprachlich sehr verschiedenen Einaktern eine spiegelbildliche Gemeinsamkeit entdeckt. Es geht um zwei Außenseiter der Gesellschaft, einen „Hässlichen“, den eine Prinzessin zum Geburtstagsgeschenk erhält und der sich als strahlender Ritter wähnt, bis er sein Spiegelbild entdeckt, und einen Gefangenen, dem die baldige Freiheit vorgegaukelt wird im strahlenden Licht, in dem aber letztlich der Großinquisitor steht: Freiheit – aber dahinter ein großes Fragezeichen. Wie das der überragende Charaktertenor Aleš Briscain im Zemlinsky- Rausch und der famose Bariton Markus Butter in Dallapiccolas herber Sprache nicht nur vorführen, sondern ausleben: Das ist meisterhaft aus allen relevanten Parametern des Ausdrucks geformtes Musiktheater“ (Salzburger Nachrichten)