Salome
Musikdrama in einem Aufzug ~ Libretto vom Komponisten nach dem Schauspiel „Salomé“ (1893) von Oscar Wilde ~ In der deutschen Übersetzung von Hedwig Lachmann
In deutscher Sprache mit Übertiteln
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Hat sie unsere sehnsüchtigen Blicke auf ihrer mondweißen Haut gespürt? Scheu, mit einem Hauch von nervösem Fieber dreht sie sich zu uns um. Ja, sie hat, und sie weiß um die erwachten Kräfte ihres Daseins: Salome, höre unser Flehen, dir nahe zu sein, dich anzusehen, dich zu begehren, zu erobern, zu beherrschen! Herrscher Herodes kann seine Augen nicht länger von deinem Körper nehmen, vergisst darüber, dass du seine Stieftochter bist, dass deine Mutter Herodias im Schlafgemach auf ihn wartet. Wie von Sinnen bietet er dir an, einen Wunsch zu erfüllen, wenn du ihm den Tanz der sieben Schleier vollführst. Aus deinem purpurnen Mund möchte er die an ihn gerichtete Bitte hören, als Vorspiel für die erträumten Phantasien mit dir. Salome, was wirst du fordern? Den Kopf des Propheten! Die unabwendbare Apokalypse wirft ihre Schatten über uns, und wir hören deine fiebrige Stimme, die uns zuflüstert: „Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes.“ Zwischen entfesselten Leidenschaften, rauschhaften Rhythmen, ekstatischen Klängen aus der Tiefe und dem feinen psychologischen Spiel hinein in seelische Abgründe changiert Strauss’ Meisterwerk, das seit der skandalumwobenen Uraufführung von 1905 einen unvergleichbaren Platz in der Musikgeschichte einnimmt. Nach ihrem großen Erfolg als Grete in „Der ferne Klang“ kehrt Johanni van Oostrum zurück an die Oper Graz, um der Königstochter Salome neues Leben einzuhauchen.
„Salome von Richard Strauss erlebte in der Oper Graz Anfang November seine umjubelte Premiere unter der Regie von Florentine Klepper. Am Pult agierte, feinfühlig und präzise Oksana Lyniv, Kostüme, sowie Bühnenbild stammen ebenfalls von Frauen. (Adriane Westerbarkey, Martina Segna) Salome rein von Frauen erarbeiten zu lassen, macht, wie die Inszenierung zeigt, Sinn. Denn der Blick auf die psychologischen Vorgänge der Beteiligten ist ein durchaus anderer, tiefer gehender, als hinlänglich bekannt. Klepper präsentiert ihre Salome höchst zeitgeistig und zugleich zwiespältig. (…) Am Premierenabend präsentierte sich das Ensemble ohne Ausnahme stimmlich perfekt. Viel Applaus – zu Recht – für Van Oostrum, die in der schwierigen Salome-Partie von Anfang bis zum Schluss glänzte. Ein sehenswerter Abend, musikalisch vom Feinsten und einer Regie, die durch psychologische Feinarbeit glänzt.“ (European Cultural News)
„Johanni van Oostrum singt diese, ihre erste Salome, vielschichtig, mit warmem, vollem Sopran, der das mädchenhaft Lyrische der Rolle nicht außer Acht lässt. Etwas, was sie den vielen metallisch-stählern singenden Interpretinnen weit voraushat. (…) Manuel von Senden (singt) einen fantastischen Herodes: wortdeutlich, rhetorisch, prägnant, präzise. (…) Eine singdarstellerische Klasse für sich ist Iris Vermillion als Herodias. (…) Lyniv unterstreicht die Kühnheiten der Musik, ihr gelingt viel Intensives und sie zeichnet Salomes Tanz mit sicherem Strich. Gezeigt wird der Tanz nicht. Klepper installiert hier einen Fiebertraum aus Videoprojektionen, eine Bilderflut aus Rückblenden und Fantasien. So viel inszenatorischen Mut hätte man sich noch öfter erhofft.“ (Kleine Zeitung)
„In der Oper (ist) seit Samstag eine mitreißende Fassung der Richard-Strauss-Oper zu erleben, die vor allem sängerisch und musikalisch zu begeistern weiß. (…) Zurecht bejubelt wurde am Premierenabend Johanni van Oostrum: Sie schenkt der Salome sowohl stimmlich wie auch darstellerisch Vielschichtigkeit und Dramatik. Beeindruckend – nicht nur ob seiner Stimmkraft und Wortdeutlichkeit – ist Manuel von Senden, der dem Herodes die nötige Schmierigkeit verleiht, dessen Entsetzen aber ebenso nachvollziehbar ist. Auch Iris Vermillion liefert nicht nur eine beachtliche Modenschau (…), sondern auch eine wunderbare Charakterstudie der schon leicht abgehalfterten Herodias. (…) Für den musikalischen Furor sorgt (…) Oksana Lyniv am Pult der Grazer Philharmoniker. Sie spannt einen wunderbar dramatischen Bogen und liefert jene Tiefe, die der Inszenierung mitunter fehlt. Gemeinsam mit den Sängern macht sie diesen Opernabend zu einem mitreißenden Erlebnis.“ (Kronen Zeitung)
„Herodes (exzellent: Manuel von Senden) wirkt als schleimiger, erbärmlich verlebter Sexprotz. Frauen sind – inklusive Salome und Herodias (in einer famosen Charakterstudie: Iris Vermillion“ – nur Werkzeuge. (…) Die Musik wirkt unter den souverän lenkenden Händen Oksana Lynivs wie ein Aufputschmittel.“ (Salzburger Nachrichten)
„Das Orchester, also die Grazer Philharmoniker, führt Oksana Lyniv souverän. Sie hat keine Scheu vor mächtigen, teils schrägen Klängen, die vor allem im tiefen Blech, mit dem Strauss nicht sparsam umgeht, wunderbar ausgeglichen sind. Die Besetzung ist beachtlich, es gibt 15 Solisten. Herodes (Manuel von Senden) und der selbstmörderische Hauptmann Narraboth (Pavel Petrov) sind zwei strahlend schlanke Tenöre, denen Iris Vermillion als gewissenlose, aber attraktive Herodias gegenübersteht. (…) Johanni van Oostrum ist ein großer Sopran, der die Herausforderungen dieser Rolle auch wunderbar spielend meistert und die Intention eines Oscar Wilde genauso wie die gewaltigen Vorgaben des für seine Zeit absolut fortschrittlichen Komponisten bewegend und mitreißend umsetzt.“ (Kultur und Wein)
„Erfreulicher Weise war die Grazer Premiere in musikalischer Hinsicht eine Aufführung auf hohem und zu Recht vom Publikum einhellig mit großem Beifall gewürdigtem Niveau. Der erfahrene deutsche Heldenbariton und Jochanaan-erprobte Thomas Gazheli überzeugte mit stimmlicher Wucht. Pavel Petrov als Narraboth verbreitete den von ihm zu erwartenden tenoralen Wohlklang. Seit dieser Saison neu im Grazer Opernstudio ist die deutsche Mezzosopranistin Mareike Jankowski, die als Page mit schönem Stimmmaterial aufhorchen ließ. Iris Vermillion überzeugte als dominant-grelle Herodias – man versteht, dass sie mit dieser Rolle bereits an der Wiener Staatsoper eingeladen war und demnächst auch an der Met in New York gastieren wird. Das seit Jahrzehnten bewährte Ensemblemitglied Manuel von Senden war ein überaus wortdeutlicher, schäbig-herabgekommener Herodes. Auch alle kleineren Rollen waren adäquat und präzise besetzt (…). Die zentrale Figur war unbestreitbar die Südafrikanerin Johanni van Oostrum, die in Graz ihre erste Salome sang. Man hatte sie in Graz schon vor drei Jahren in Schrekers Der Ferne Klang als sehr sympathische Sängerin schätzen gelernt. Sie wurde bei ihrem Rollendebut am Ende vom Publikum einhellig umjubelt. Sie bewältigte die exponierte Partie mit sicherer Technik, glänzenden Spitzentönen und sehr schönen Pianophrasen ausgezeichnet (…). Zu den positiven Eindrücken des Abends zählt unbedingt auch die Leistung der Grazer Philharmoniker unter seiner Chefdirigentin Oksana Lyniv. (…) Speziell zu Beginn des Abends sorgte sie für eine ideale Klangbalance zwischen Orchester und Bühne – das war sehr schön durchsichtig und „durchhörbar“. Die gewaltigen Orchesterausbrüche waren kräftig akzentuiert und stets kontrolliert.“ (Der Opernfreund)
„Ein beeindruckendes Rollendebüt gelang Johanni van Oostrum, die sich nach einem vorsichtigen Start bis zum großen Finale stetig steigerte und sich in ihrer Schlussszene regelrecht in einen ekstatischen Rauschzustand sang. (…) Auch darstellerisch warf sich van Oostrum voll in die Partie und zeichnete das Bild einer jungen Frau, die in einem Umfeld aus Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt groß geworden ist und nun ihrerseits diese Verhaltensmuster an einem „Untergebenen“ genüsslich auslebt. (…) Ein beeindruckendes Rollendebüt gelang Johanni van Oostrum, die sich nach einem vorsichtigen Start bis zum großen Finale stetig steigerte und sich in ihrer Schlussszene regelrecht in einen ekstatischen Rauschzustand sang. In (…) der Mittellage und den Höhen blüht ihr Sopran (…) wunderbar auf und verlieh der Figur einen Mix aus gelangweilter Trotzigkeit und purem Wahnsinn. Auch darstellerisch warf sich van Oostrum voll in die Partie und zeichnete das Bild einer jungen Frau, die in einem Umfeld aus Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt groß geworden ist und nun ihrerseits diese Verhaltensmuster an einem „Untergebenen“ genüsslich auslebt.“ (Bachtrack)
„Johanni van Oostrum konnte in der Titelrolle einen großen Erfolg verbuchen, sie gestaltete die Partie mit Hingabe, Spielfreude und schönem Sopran. Ein Herodes, wie man ihn sich nur wünschen kann, war Manuel von Senden. Absolut wortdeutlich und mit differenzierter Darstellung zeigte er die Bandbreite von Brutalität bis fast zärtlicher Annäherung, die ganz leicht ins Perverse kippen, unterlegte. Als Herodias stand ihm Iris Vermillion zur Seite, die großartig die Abgründe dieser Frau durchschimmern ließ. (…) Pavel Petrov ließ als Narraboth mit schönem Tenor aufhorchen. Für Strauss-Liebhaber ein interessanter Abend, der schon allein wegen der Titelheldin den Besuch lohnt.“ (APA)
„Klepper zeigt mit einer sehr genau gearbeiteten Personenregie, dass die Verhältnisse in der kleinsten sozialen Zelle genau das widerspiegeln, was gesellschaftlich noch immer faul ist. Die Regisseurin setzt für ihre Inszenierung das biblische Geschehen um Salome und Johannes den Täufer in die heutige Zeit und arbeitet mit der Bildästhetik von Hollywood-Thrillern. (…) Eindrucksvoll (…) wird gezeigt, wie Salome Opfer der Verhältnisse ist und das, was sie selbst erleben musste, reproduziert.“ (Concerti)
„Das Bühnenbild auf der Drehbühne schuf den Eindruck einer riesigen Wohnung, die Glaswände, bzw. die Türen des Wintergartens öffneten sich bei Bedarf und erweiterten den Schauplatz. Der Tanz der sieben Schleier wirkte hinter den verhängten Vorhängen intim und geheimnisvoll. Für die Regisseurin ist Salome ein missbrauchtes Mädchen, das in einer gestörten Familie lebt – die Eheleute hassen sich, der Stiefvater verführt die Stieftochter. Die Geschichte ist aktuell und liest sich als Thriller; ebenso war auch die Regie, fesselnd und voller Wendungen. Star des Abends war mit Sicherheit die Südafrikanerin Johanni Van Oostrum, die in der Titelrolle brillierte.“ (Radio Slovenija)
„Ein (…) nahezu rein weibliches leading team fand auch einen interessanten Ansatz für die Interpretation dieser „Salome“. Sie steht mehr als sonst im Focus aller Betrachtungen und Assoziationen, und auch die Beziehung zu ihrer Mutter Herodias wird stärker betont als in den meisten Produktionen üblich. (…) Die junge Südafrikanerin Johanni van Oostrum (…) hatte einen in jeder Hinsicht fulminanten Abend. (…) Sie setzte ihren hochmusikalischen und wandlungsfähigen jugendlich dramatischen Sopran auch nach all ihren Möglichkeiten bestens ein, was auch die tückischen Höhen der Partie mit einschließt. (…) Oksana Lyniv dirigierte die komplexe Partitur von Richard Strauss mit den Grazer Philharmonikern mit beachtlicher und durchaus zielführender Detailverliebtheit bei gleichzeitig stets großem und spannendem Bogen.“ (Der neue Merker, 15.11.2018)
„Johanni Van Oostrums Salome folgt Kleppers Vorstellungen ohne Einschränkung, vor allem aber singt sie glorios. Auch Oksana Lyniv am Pult der Grazer Philharmoniker trägt die unüberhörbare Sympathie, die Strauss‘ Musik für Salome empfindet, bedingungslos mit. (…) Thomas Gazheli ist ein (…) eindrucksvoll singender Jochanaan, Pavel Petrov ein Narraboth, wie man ihn so stimmschön selten hört, Mareike Jankowski ein bemerkenswerter Page, Iris Vermillion eine vortreffliche Herodias von messerscharfer Ironie, Manuel von Senden ein souveräner, außerordentlich textverständlicher Herods. Die Reise nach Graz lohnt sich“. (Opernwelt, 25.11.2018)
„Vor allem die fein nuancierte Personenregie sorgt, zu einem Gutteil auch dank des vollen schauspielerischen Einsatzes von Johanni van Oostrum als Salome, für Gänsehaut. (…) Überhaupt füllte Lyniv die Fußstapfen von Strauss gut aus, animierte das bestens disponierte Orchester – eine wahre Sternstunde erwischten die Blechbläser! – zu ausgewogener Dynamik und sorgte für eine ideale Balance zwischen den Grazer Philharmonikern im Graben und den Sängern auf der Bühne. (…) Johanni van Oostrum (…) ließ ihren Sopran strömen und mit einem Hauch Wahnsinn den toten Jochanaan vokal umschmeicheln und lieferte mit kompromisslosen stimmlichen Attacken gleichzeitig einen Blick in die seelischen Abgründe der Salome. Ihre Bühnenmutter Herodias wurde von Iris Vermillion mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz als duldende Mittäterin gezeichnet (…). Eine neue Paraderolle hat (…) Manuel von Senden im Herodes gefunden: Herrlich unsympathisch changierte der Charaktertenor mit seinen Klangfarben stets zwischen süßlicher Annäherung und schroffem Despotentum und blieb überdies auffallend wortdeutlich. Die Strauss’sche Salome mag in einer aufgeklärten Gesellschaft zwar für keinen wirklichen Theaterskandal mehr gut sein, ist aber emotional doch starker Tobak, vorausgesetzt man kann eine ideale und kompromisslose Interpretin der Titelrolle aufbieten. Das ist der Oper Graz gelungen, und so verlässt man das Haus am Ende nicht nur berauscht, sondern auch reichlich aufgewühlt.“ (Oper!)
