Schlaflos
(Sleepless)Österreichische Erstaufführung
Deutschsprachige Erstaufführung
Opera Ballad in
zwei Akten (2021)
Text von Mari Mezei nach
Trilogie von Jon Fosse
Ins Deutsche übersetzt
von Errico Fresis
In Kooperation mit
dem Staatstheater
Braunschweig
In deutscher Sprache
mit deutschen Übertiteln
Eine Liebesgeschichte am Rande der Gesellschaft, düsteres Zeugnis unserer Gegenwart und gleichzeitig Beweis für die strahlende Lebendigkeit sinnlichen zeitgenössischen Musiktheaters. Peter Eötvös’ „Uraufführung des Jahres 2021“ glänzt mit einem packenden Plot und einem Klangreichtum, der seinesgleichen sucht. Als junges Liebespaar in auswegloser Situation sind die beiden Ensemblemitglieder Tetiana Miyus und Mario Lerchenberger zu erleben.
Er ist einer der erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart und einer der wenigen, deren Werke in den Kanon des zeitgenössischen Musiktheaters Eingang gefunden haben. Mit seiner Opernballade Sleepless (Schlaflos), 2021 an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin uraufgeführt, hat sich der ungarische Komponist Peter Eötvös erneut des Stoffs eines Bestsellerautors der Gegenwart angenommen. Grundlage der biblisch anmutenden Parabel ist die Erzählung Trilogie des norwegischen Bühnen- und Romanautors Jon Fosse (*1959), dessen Roman Morgen und Abend bereits als Vorlage für die gleichnamige, 2022 in Graz aufgeführte Oper von Georg Friedrich Haas diente.
Irgendwo zwischen Road-Movie und Weihnachtsgeschichte angesiedelt, erzählt die Opernballade von dem jungen Paar Asle und Alida, das mittellos nach Hilfe, Unterkunft und einem Platz in der Gesellschaft sucht. Obwohl Alida hochschwanger ist, öffnet sich ihnen keine Tür. Aus aussichtsloser Not entsteht tödliche Gewalt, die eine Spirale von Tod und Verzweiflung in Gang setzt. Asle bezahlt mit seinem Leben, und Alida erfährt, dass die Liebe zu ihm auch durch Asles Tod kein Ende findet.
Schlaflos erzählt von Ab- und Ausgrenzung und vom Bruch in einer Gesellschaft, in der es kaum noch Solidarität gibt. Doch Eötvös’ Musik straft die vermeintliche Perspektivlosigkeit Lügen. Sie scheut weder Klangschönheit noch Tonalität und setzt der düsteren Realität die Macht der Liebe als verändernde Kraft entgegen. Regisseur Philipp M. Krenn holt in seiner szenischen Deutung das Werk nicht in die Gegenwart, sondern verortet Eötvös’ Parabel im Berlin der 1980er Jahre, in dem eine immer wohlhabender werdende, westliche Nachkriegsgesellschaft, die aus dem System Gefallenen ihrem Schicksal überlässt, ohne dass es ihr ein Achselzucken wert ist.
„Zumal dann, wenn sie so schlüssig interpretiert wird wie vom Grazer Philharmonischen Orchester unter der Leitung des neuen Chefdirigenten Vassilis Christopoulos. Selbst die nur sparsam von Perkussionsinstrumenten oder Klarinetten begleiteten Passagen, durch die Eötvös das Leid des Liebespaars eindringlich vermittelt, gelingen klanglich genau austariert. Und in der wuchtigen Mordszene entwickelt das Orchester eine erstaunliche Kraft.“
„Ein glänzendes, auch darstellerisch überzeugendes Sängerensemble komplettiert das Gelingen. Die Sopranistin Tetiana Miyus als Alida und der Tenor Mario Lerchenberger als Asle bilden ein ideales Paar. Von den schroffen Figuren um sie herum seien die resolute Hebamme von Iris Vermillion, die in der Inszenierung zu einer WC-Reinigerin mutiert, und das quirlige Mädchen von Tetiana Zhuravel hervorgehoben sowie Daeho Kim als Asleik, der wie Wedekinds Schigolch durchs Szenario geistert.“
Reinhard Kager für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
„Eine Art griechischer Chor (zwei Vokalterzette) sorgt für eindrückliche Einschübe und psychologische Einsichten, eine Marimba kleidet Todesszenen mit unheimlichem Nicht-Pathos aus, die malerische Qualität von Eötvös‘ polyphonem Stimmengewebe ist gewaltig: Das Meer, das Licht, alles ist skizzenhaft vorhanden, um die Imagination in den Köpfen der Hörer anspringen zu lassen.“
„Mario Lerchenberger lässt in seiner letzten Graz-Premiere noch einmal seinen außergewöhnlichen Tenor hören: Eine unglaublich natürlich und gesund klingende Stimme, Tetiana Miyus zieht in ihrer letzten Graz-Premiere noch einmal die Register des Lyrischen und Daeho Kim imponiert als Asleik.“
Martin Gasser für die „Kleine Zeitung“
„Tetiana Miyus brilliert in der Rolle der Alida, spielt sie als verlorene Seele, aus der aber doch die schönsten, brillant dargebrachten Klänge der Liebe hochkochen.“
„Ebenbürtig ist ihr Mario Lerchenberger als Asle – verzweifelt und ohne Perspektive spielt er den jungen Mann, verleiht der Rolle mit seinem starken, hellen Tenor aber auch einen zarten Hoffnungsschimmer.“
„Iris Vermillon (Alte Frau) und Daeho Kim (Asleik) führen eine Riege an toll besetzten Nebenrollen an. Besonders beeindruckend ist das doppelte Vokaltrio (Mana Iwata, Lenka Jombíková, Marijana Nikolić, Natascha Sachs, Eri Scherling-Hidaka und Ju Suk), das, aus zwei Logen singend, Alidas Seelenwelt zum Ausdruck bringt – es sind emotionale wie musikalische Höhepunkte des Abends.“
„Souverän und präzise führt Chefdirigent Vassilis Christopoulos die Philharmoniker durch die ’schlaflosen‘ 105 Minuten“
„Nicht oft gibt es so viel Applaus für zeitgenössische Oper!“
Christoph Hartner für die „Kronen Zeitung“
„Der Jubel nach der Premiere von ‚Schlaflos‘ war groß.“
„Die soghafte Musik von Peter Eötvös konturierte die trostlose Liebesgeschichte, die beiden Hauptfiguren glänzten durch stimmliche und körperliche Präsenz, und die Grazer Philharmoniker zeigten sich unter Vassilis Christopoulos bestens disponiert.“
„Als sich der Vorhang hob, fühlte man sich in die frühen 80er-Jahre versetzt, als „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ verfilmt worden war: So gekonnt haben Bühnenbildnerin Heike Vollmer und Kostümbildnerin Regine Standfuss in der Grazer Oper den Bahnhof sowie Tetiana Miyus und Mario Lerchenberger nachgestylt. Als moderne Zutaten gibt es Videos von Thomas Achitz, die in die Außenwelt und die Natur entführen.“
„Es ist ein magischer Fluss, in den der Zuhörer eintaucht. Dirigent Vassilis Christopoulos führte das Orchester mit Präzision und Gefühl für weiche Stimmungen durch den Abend.“
„Großen Applaus gab es für Tetiana Miyus als traurige, berührende Alida. Als Partner stand ihr Mario Lerchenberger (Asle) zur Seite, dessen heller Tenor zum jugendlichen Antihelden passte. Iris Vermillion (Alte Frau) bestach mit kraftvollem Mezzo, und Anna Brull gab der Hebamme Profil.“
Salzburger Nachrichten / APA
„Das Klangpanorama hat soghafte, erzählerische Kraft. Zudem kommentiert ein Doppelvokaltrio, schwebend im Klang, Alidas Gedankenwelt. Diese vielfältige Musik wird von den Grazer Philharmonikern unter Vassilis Christopoulos hoch konzentriert und mit faszinierender Ausdrucksdichte umgesetzt.“
„Tetiana Miyus singt die fein geführte Partie der Alida blitzsauber mit einem wunderbaren, innigen Schlussmonolog. Mario Lerchenberger ist der zornige, junge, zwiespältige Asle mit strahlenden Spitzentönen.“
„Frenetischer Jubel!“
Helmut Christian Mayer für den „Kurier“
Ein Abend zwischen Oper, Film und nordischer Erzählung, der sich auf jeden Fall lohnt.
Karin Zehetleiter für die APA
„Das Grazer Philharmonische Orchester brilliert unter der Leitung seines Chefdirigenten Vassilis Christopoulos mit den in betörender Ruhe schillernden Klangflächen wie mit den beängstigend pulsierenden Momenten. Die Sopranistin Tetiana Miyus als Alida und der Tenor Mario Lerchenberger als Asle sind zwei wunderbare Sängerdarsteller, von deren Text man jedes Wort versteht.“
„Ein Meisterwerk, meisterlich umgesetzt.“
Heidemarie Klabacher für „Der Standard“