La Bohème
Szenen aus Henri Murgers „La Vie de Bohème“
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Empfohlen ab 11 Jahren
Content
In einem eiskalten Dachboden leben in einer Künstlerwohngemeinschaft der Dichter Rodolfo, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline. Von ihrer Kunst können sie kein Holz kaufen, um den Ofen zu befeuern, von ihrer Phantasie will niemand etwas wissen. Nur einem Glücksfall ist es zu verdanken, dass sie wenigstens am Heiligen Abend nicht hungern müssen, sondern ausgelassen feiern können. Und plötzlich klopft an der Tür die Nachbarin Mimì, die in der Dunkelheit den Schlüssel zu Rodolfos Herz findet. Schnell aber ist der poetische Zauber der jungen Liebe verflogen, denn Eifersüchteleien, finanzielle Sorge und vor allem Mimìs tödliche Krankheit belasten die Liebenden, die erst in Mimìs Sterbestunde wieder zueinander finden.
Was Henri Murger in seiner lockeren Szenenfolge „La Vie de Bohème“ als Lebensgefühl einer von der Verachtung für die Bürgerlichkeit geprägten Künstlergeneration im Paris des 19. Jahrhunderts beschreibt, fasst Giacomo Puccini dramaturgisch geschärft zusammen, um das leidenschaftliche Lieben, zu dem zuvörderst die Jugend fähig ist, und das erbarmungslose Scheitern dieser Liebe vor dem Hintergrund einer pulsierenden Großstadt zu beschreiben.
Dietmar Pflegerls Inszenierung bereitet Opernneulingen den idealen Einstieg in diese wunderbare Kunstform und verzaubert den erfahrenen Opernfan gleichermaßen durch die Genauigkeit der Personenführung. Chefdirigent Roland Kluttig dirigiert in „La Bohème“ ein Ensemble, das in fast allen Partien neu besetzt ist.
Ohren auf! Chefdirigent Roland Kluttig und Dramaturg Bernd Krispin im Gespräch über die Oper „La Bohème“, erstellt von Lukas Mimlich
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„Weihnachten im Oktober: La bohème an der Oper Graz
Über zehn Jahre lang wird Dietmar Pflegerls Inszenierung von Giacomo Puccinis La bohème an der Oper Graz mittlerweile mit schöner Regelmäßigkeit wiederaufgenommen. Das klassische Bühnenbild erfüllt dabei zuverlässig seine Aufgabe und entführt auch die zahlreich anwesenden, jungen Opernneulinge charmant ins Paris des 19. Jahrhunderts; die Personenregie wirkt dabei dank der szenischen Einstudierung von Christian Thausing frisch wie eh und je. Das Sängerensemble erweckte die Charaktere mit viel Spielfreude zum Leben […]. Als
kapriziöse Musetta bestach Tetiana Miyus insbesondere im zweiten Akt mit Bühnenpräsenz und Glamourfaktor. Mit der glasklaren Höhe ihres Soprans und kluger Phrasierung wickelte sie sowohl Publikum als auch Marcello gekonnt um den Finger und im vierten Akt gestaltete sie ein ergreifend inniges Gebet vor Mimìs Tod. Sein Debüt als Marcello absolvierte in dieser Vorstellung Neven Crnić und zu hören, wie spielerisch leicht sich seine Stimme durch den Abend bewegte, war ein purer Genuss. Neben der gesanglichen Virtuosität beeindruckte auch die vielschichtige Gestaltung des Charakters mit stimmlichen Mitteln, denn jede Gefühlsregung – von Melancholie bis Eifersucht – fand in einer passenden Klangfarbe ihre Entsprechung. Dariusz Perczak, der in der letzten Wiederaufnahme 2017 als Marcello begeistert hatte, erwies sich
erwartungsgemäß als Luxusbesetzung für die Rolle des Shaunard. Elegant strömte sein Bariton durch die Partie, in der Erzählung vom vergifteten Papagei konnte er außerdem sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Mit zurückhaltender Noblesse stattete Daeho Kim den Colline aus, mit seinem warm timbrierten Bass zeichnete er die Figur als sicheren Fels in der Brandung und legte eine breite Palette an Emotionen und Klangfarben in seine kurze Arie. Mit Markus Butter, Ivan Oreščanin und Martin Fournier wurden drei verlässliche Ensemblekräfte für die Rollen als Benoît, Alcindoro und Parpignol aufgeboten; die Damen und Herren des Chors sowie der Kinderchor hatten ebenfalls sichtlich Spaß daran, wieder einmal einen Abend im Café Momus verbringen zu dürfen und verbanden Spielfreude mit Schönklang. […]“ (bachtrack.com /Isabella Steppan)
“ […] Der Grazer Chefdirigent Roland Kluttig setzt auf kräftige Farben, klare Konturen, auf eine gewisse Biegsamkeit und mitunter zu sehr auf Lautstärke. Es ist eine akkurate, über weiteste Strecken spannende Wiedergabe mit Sinn für Details, bei der Puccini niemals Gefahr läuft, im
Schmalz zu ersaufen. […] Der Prachtbariton Neven Crnić stellt als Marcello alle Kollegen in den Schatten, nur Tetiana Miyus Musetta hält dieses höchste Niveau. Joanna Zawartko ist eine gute Mimi mit vokalem Fleisch, aber auch Lyrik. Die Sinnlichkeit ihrer Stimme steht im starken Kontrast zum Rodolfo von Andrei Danilov – ein etwas steifer Tenor ohne Schmelz, aber mit dem nötigen, durchdringenden „Squillo“ und glänzender Höhe. Daeho Kim singt nicht nur die Mantel-Arie des Colline ausgezeichnet, Dariusz Perczak als Schaunard vervollständigt das Sextett mit Stil. Die Nebenrollen sind mit Markus Butter, Martin Fournier und Ivan Oreščanin bestens besetzt.“ (Kleine Zeitung/Martin Gasser)
“ […] Der Chefdirigent und seine Grazer Philharmoniker laufen förmlich zur Höchstform auf. Da weiß einer ganz genau, wo er die Akzente setzen muss, wie er Dramatik und Tragik so sehr verdichtet, dass man sich dieser Musik nicht entziehen kann. Die zarten, leisen Nuancen liegen ihm ebenso wie das Auftrumpfende, ja manchmal auch Knallende. Die Musik wird hier zur aufregenden emotionalen Achterbahnfahrt. Nicht zuletzt dank der Sänger, aus deren Riege Neven Crnić als Marcello hervorsticht. Beeindruckend sein facettenreicher Bariton, nicht weniger seine darstellerische Leistung. Auch Joanna Zawartko als Mimi gefällt mit ihrem warmen Sopran, der alle Schattierungen von fröhlich liebend bis sterbend meistert. […] Hervorragend ist Tetiana Miyus als leidenschaftliche „Musetta“. Daeho Kim überzeugt als Colline nicht nur in der Mantelarie, und auch Darius Perczak gefällt als Schaunard. Markus Butter, Ivan Oreščanin, Martin Fournier haben ebenfalls markante Auftritte. […]“
(Kronen Zeitung /Michaela Reichart)