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Jörg Koßdorff war eine prägende Persönlichkeit in der österreichischen Theaterlandschaft und eine Institution in der Geschichte unseres Hauses.
Schon während seines Studiums der Architektur an der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt Graz war Koßdorff in der Oper Graz als Assistent der Technischen Direktion tätig. Seit 1967 wirkte er als Bühnenbildner für Oper und Schauspiel, ab 1978 war er stellvertretender Technischer Direktor und ab 1980 Technischer Direktor der Vereinigten Bühnen Graz. In diese Zeit fiel u. a. der vielbeachtete Um- und Zubau des Grazer Opernhauses, den er mit der außenwirksamen Glasbrücke und einer für die damalige Zeit bahnbrechenden Ausstattung der Probebühne (inklusive Drehscheibe und der Möglichkeit, in den Originaldekorationen zu proben) maßgeblich mitgestaltete.
In der Zusammenarbeit mit Axel Corti, Christian Pöppelreiter und schließlich Peter Konwitschny führte ihn eine internationale Karriere als Bühnenbildner an zahlreiche renommierte Theater und Opernhäuser. Die Fachzeitschrift Opernwelt kürte ihn 2001 für sein Bühnenbild zu Falstaff zum „Bühnenbildner des Jahres“.
Der Ruf, nach dem überraschenden Weggang von Karen Stone die Intendanz der Oper Graz zu übernehmen, war für Jörg Koßdorff krönender Höhepunkt seiner Theaterkarriere und leitete zugleich eine sehr erfolgreiche Zeit für die Oper Graz ein. Nach innen wirkte er in diesen sehr bewegten Jahren dank seiner zugewandten Menschlichkeit und seinem väterlichen Führungsstil nicht nur stabilisierend, sondern auch öffnend für viele innovative Projekte wie die Kooperationen mit dem steirischen herbst (u. a. Georg Friedrich Haas’ Melancholia) und der KUG (u. a. die szenische Realisierung von Kompositionen Studierender unter dem Titel Opern der Zukunft). Auch erstmalige Einladungen an Regisseure wie Marco Arturo Marelli oder Stefan Herheim prägten seine Intendanz. In seiner Abschiedssaison wagte sich Jörg Koßdorff selbst an das Abenteuer Regie und schenkte dem Grazer Publikum eine viel beachtete Inszenierung von Giuseppe Verdis Nabucco.
In einem großen Festkonzert im Juni 2009 haben sich seine Mitarbeiter:innen und Wegbegleiter anlässlich seiner Pensionierung von ihm als Intendanten verabschiedet, Jörg Koßdorff blieb dem Haus aber auch danach eng verbunden und war seither Gast in fast allen Premieren unseres Hauses. Noch Anfang Februar konnte er eine Vorstellung von Berlioz’ Les Troyens in „seiner“ Grazer Oper miterleben.
Am vergangenen Wochenende ist Jörg Koßdorff im Alter von 86 Jahren verstorben. Wir werden ihn als Mensch, als Künstler und als väterlichen Berater sehr vermissen.